QUAdRUM - Schlagzeugquartett Berlin
Sankt - Annen - Kirche
Zepernick, 13.7.01, 20 Uhr
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Stefan
Streich Lamento
Robert Carl Bells
and Fire
Chico Mello Bumbos
Conrado del Rosario galing
Graciela Paraskevaídis Piezas
de bolsillo
LAMENTO - die Klage
- entstand 2000 aus einem Teil des Musiktheater-stückes Eurydike und Orpheus
3: Die Klage des Orpheus, von der Theatermacherin Stephanie Hecht und mir zusammen
konzipiert und im Sommer 1999 mit 12 Mit-wirkenden in Berlin realisiert. Eurydike
ist an einem Schlangenbiß gestorben.
Orpheus klagt im Gesang. Der Gesang - die Kunst - gibt dem Schmerz über
den Verlust eine Form und schafft Distanz, wird so auch zum Spiegel und am Ende
sogar zum Mittel, den Herrscher der Unterwelt dazu zu bewegen Eurydike freizugeben.
Der Untertitel von Eurydike und Orpheus 3 heißt Aktion, Reaktion &
Zustand. Das meint u.a. auch kompositorische und spieltechnische Mittel:
Auf den Anschlag des einen Spielers reagiert der andere so schnell wie möglich
auf seinem Instrument. Daraufhin spielt der zweite Spieler und der erste reagiert
usw. Aktion und Reaktion alternieren so schnell wie möglich. Die Gangart
ist also ein dauernder Wechsel von höchst gespanntem Geben und Nehmen sowohl
im Part jedes einzelnen, als auch zwischen den Spielern. So entsteht ein Wirbel,
ein Kontinuum zwischen Innen und Außen und ein Zustand, in dem sich die
Gegen-pole auflösen und still stehen. Lange Pausen, statisch gehaltene
und langsam verschwindende Klänge sind in diesem Zusammenhang die andere
Seite des Wirbelzustandes und somit eine eigene Bewegung.
Stefan Streich
Geboren 1961 in Schwäbisch Hall. 1986-93 Kompositionsstudium bei Toni Völker
in Darmstadt und bei Helmut Lachenmann in Stuttgart. 1989/90 1. Preise der Kompositionswettbewerbe
der Stadt Stuttgart und der Musica Viva Pforzheim. 1994 Aufenthaltsstipendium
im Künstlerhaus Schloß Wiepersdorf. Seit 1995 Arbeits- und Werksstipendien
der Stiftung Kulturfonds Berlin, der Akademie der Künste Berlin und des
Kultursenats Berlin. Zuerkennung eines Aufenthalts-Stipendiums in der Villa
Massimo Rom für 2002. Lebt und arbeitet in Berlin.
Bells Dance, Drums Ring was written in January 1996, during an extreme
snowstorm which struck the Northeastern United States. The music explores the
contrast between the ringing timbres of pitched metal percussion, and the more
sharp and short sound of struck wood and skin. Over time, the two groups of
instruments come to share materials---hence the title. The motivic and
structural elements of the piece "coalesce" over time, almost like
gathering
clouds, and culminate in a rhythmic explosion that spends the piece's energy,
and draws it to a quiet conclusion.
Bumbos, für drei Schlagzeuger, ist das Ergebnis der Kongruenz dreier Faktoren
: 1) zwei Konzerte in Sao Paulo und Rio de Janeiro im April 1994 mit verschiedenen
Stücken, die eine Dauer von 4'33" haben sollten und Cage gewidmet
waren, 2) die Komposition des Werks "Amarelinha" für Orchester,
und
3) Experimente mit rhythmischer Improvisation mit kleinen Radios und Kassettenrecordern
in Berlin.
Von dieser Improvisation habe ich die punktuelle Möglichkeiten der Kontrolle
der Lautstärke benutzt, und auch wenn die Konzerte unerwartet abgesagt
worden sind, wollte in zwei Aspekten der Referenzen zu Cages Werk aufbewahren
: 1) meine Neugier, Teile von "Amarelinha" für Orchester, ohne
Orchester, d.h., nur mit der Stille und den Schlagzeugpart in seiner richtigen
Raumaufteilung zu hören 2) die Benutzung der Radios (" Radio music"
von Cage ) als Zufallsgenerator.
Galing für Vier
Percussionisten (2001) Uraufführung
Galing - philippinisches Wort für "derived from" Englisch für
sich "abgeleitet" von; "hergekommen von".
Musik ist in ihrer Textur-Struktur
der Natur sehr verwandt: einige Klänge im
> Vordergrund, andere im Hintergrund, einige die anschwellen, während
> andere verlöschen.
> In den variierten Texturen der Komposition erkennen wir eine Affinität
> zu der Art wie wir Geräusche um uns herum wahrnehmen.
> Genauso ist es mit Klangfarben: so wie wir die unterschiedlichen
> Instrumente des Ensembles wiedererkennen und identifizieren, so haben
> auch natürliche Klänge ihre speziellen, in der Erinnerung
> gespeicherten Farben. Ebenso finden wir in der Natur regelmässige
und
> unregelmässige Rhythmen: das Klangmuster des Gangs von Menschen und
> Tieren; Puls und Herzschlag; Wellen am Strand; Wasser, das über die
> Steine eines Baches plätschert; Wind in Blättern.
Conrado del Rosario
wurde auf den Philippinen geboren. Er studierte Komposition, Dirigieren und
Flöte an der Staatlichen Musikhochschule in Manila. Er erhielt ein Stipendium
für weitere Studien an der Hochschule der Künste Berlin, zunächst
bei Isang Yun, dann bei Witold Szalonek. Er gewann mehrere Kompositionspreise
und -stipendien. Er war 1998 Stipendiat der Citè Internationale des Arts
in Paris. Er ist ehemaliges
Mitglied des Gamelan Ensembles der Banjar Gruppe Berlin. 1989 gründete
er das" Berlin Improvising Composers' Ensemble BICE ", mit dem er
in mehreren europäischen und nordamerikanischen Städten gastierte.
Seit 1982 lebt und arbeitet Conrado del Rosario in Berlin.
Graciela Paraskevaídis, geboren 1940 als Tochter griechischer Eltern
in Buenos Aires, Argentinien, studierte in Ihrer Heimatstadt Klavier und Komposition
bei Roberto García-Morillo sowie von 1965 bis 1966 unter anderem bei
Gerardo Gandini und Iannis Xenakis als Stipendiatin am Centro Latinoamericano
de Altos Estudios Musicales. Von 1968 bis 1971 war sie als Stipendiatin des
DAAD Schülerin von
Wolfgang Fortner an der Freiburger Musikhochschule und 1984/1985 Gast des Berliner
Künstlerprogramms. Neben ihrer kompositorischen Arbeit ist sie auch als
Musikwissenschaftlerin und Privatdozentin tätig. Vortragsreisen und Lehraufträge
führten sie in verschiedene Länder Europas und Lateinamerikas. Sie
lebt in Montevideo, Uruguay.
piezas de bolsillo (Taschenstücke) wurden 1999 für das Freiburger
Schlagquartett komponiert und im September desselben Jahres von diesem in Montevideo
uraufgeführt. In der Einladung stand die Aufforderung, ein möglichst
leicht transportables Instrumentarium zu benutzen.
Die vier Stücke haben sich streng an diesem Hinweis gehalten, sollen aber
jeweils ihre Charakter- und Klangfarbenverschiedenheit deutlich machen. Es handelt
sich um ein karges, knappes Material, das an erster Stelle auf Klangfarbe basiert
und davon abhängig wird. Je mehr Nuancen man heraushole kann, desto besser
wird es.. Demzufolge ist es ein "zerbrechliches" Stück, das recht
viel Konzentration verlangt.
Die Stücke erzählen keine Geschichte aber sind zum Teil auch Musiktheater
im Sinne der präzisen Gestik. Jedes Stück soll einen "Zustand"
hervorrufen, der äußerlich, innerlich, geistig, kontrastierend wirkt.
Über das Ensemble
Nicht um eine Marktlücke zu besetzen, sondern aus innerer Bezeugung und
künstlerischem Wagemut wurde die Schlagzeugensembleform gewählt und
QUAdRUM von Claudia Sgarbi, Friedemann Werzlau, Franz Bauer und Andreas Peters
gegründet. Schon das Debutprogramm am 21. Juni 2000 machte die Intention
des Ensembles deutlich. Klangliche Spannweite und unterschiedliche Spieltechniken
sollen dem Zuhörer die Entwicklung einer bestimmten Klangästhetik
vermitteln: eben die des Schlagzeugensembles. Daß dazu keine Adaptionen
für Schlagzeug notwendig sind, unterstrich das Programm mit Werken von
John Cage, Mauricio Kagel, Iannis Xenakis und Stefan Streich.Neben dem Spielen
von Kompositionen betätigt sich das Ensemble auch auf dem Feld der Improvisation
und entwickelt eigene Spielkonzepte. Weitere Konzerte folgten im Rahmen einer
Veranstaltung zur BUGA 2001 in Potsdam
und der Kryptonale VI (im Rahmen des Kryptonaleensembles "IO")