IX. RANDSPIELE 2001
14. Juli, 20 Uhr


Konzert mit dem Elektroakustischen Studio der Akademie der Künste Berlin und Brandenburg
flutes and electronics Carin Levine (Flöten)

Carin Levine kommt aus Cincinnati, Ohio (USA). Studium am College Conservatory of Music, University of Cincinnati bei Jack Wellbaum (Flöte) und Peter Kamnitzer von LaSalle Quartett ( Kammermusik) und war Soloflötistin im dortigen Ensemble für Neue Musik. Danach setzte sie ihre Ausbildung bei Aurèle Nicolet an der Staatlichen Hochschule für Musik in Freiburg im Breisgau fort.
Schon in frühen Jahren mit verschiedene Preisen geehrt (Ohio State Music Prize u.a.), errang Carin Levine später den begehrten Kranichsteiner Musikpreis für die Interpretation Neuer Musik bei den Darmstädter Ferienkursen. Seit 1996 ist sie regelmäßig Dozentin bei den Darmstädter Ferienkursen. Seit Herbst 2000 unterrichtet sie am Atelier Neue Musik der Hochschule für Künste in Bremen.
Carin Levine ist Herausgeberin der Reihe "Zeitgenössische Musik für Flöte" beim Bärenreiter Verlag, bei dem auch demnächst ihr Buch "The Techniques of Flute Playing" erscheinen wird.
Seit 1995 bildet Sie zusammen mit der Geiger David Alberman ein Duo. Zahlreiche Rundfunk- und Fernsehaufnahmen sowie CDs dokumentieren ihr umfangreiches Repertoire.

 

Laurie Schwartz - "the tides" * (1991) für elektronische verstärkte Baßflöte


Eine Phase der Experimentierung - in enger Zusammenarbeit mit der Interpretin - hat dazu beigetragen, die Hauptmaterialen des Stückes zu definieren; die Auswirkung der elektronischen Verstärkung auf erweiterte Flötentechnik und die Suche nach einer optimalen Plazierung von zwei winzigen Mikrophonen am und im Körper der Baßflöte haben sich dabei als fundamentale Bestandteile des Konzeptes erwiesen. Andererseits ist aber the tides auch ein Ausschnitt, ein Segment bzw. die Ergründung eines natürlichen Prozesses von größeren Zeit- und Raumdimensionen: zwischen den Gehzeiten von Newport, Middlefield und Berlin.


Laurie Schwartz geboren 1953 in Northampton, Massachusetts (USA), studierte Musik an der University of Massachusetts und dem City College, New York, Komposition u.a. bei Donald Wheelock, Lewis Spratlan und Mario Davidovsky. 1981 ist sie nach Berlin gekommen, wo, neben ihre kompositorischen Aktivitäten, ist sie auch als Autorin und Produzentin für deutsche und amerikanische Rundfunkanstalten tätig. Zu den Schwerpunkten ihrer jüngsten Werke gehören die elektronische Verstärkung von Instrumenten und die Verwendung von gesprochenen (sampled) Texten als musikalisches Dimension. Seit einigen Jahren teilt sie ihre künstlerischen Aktivitäten zwischen Deutschland (Berlin) und Italien (Cremona).

 

Georg Katzer - "Dialog imaginär" (1983) für Flöte und Tonband


Mit dem "Dialog imaginär 1" für Flöte und Tonband begann ich 1979 eine Reihe
von imaginären Duos, die, dank Tonband, jeweils ein Instrument mit sich
selbst in Beziehung setzen. Auf dem Band gespeichert sind hier manipulierte Flötenklänge/geräusche. (Zur Verfügung stand ein mit Analog-Technik ausgestattetes Studio in Bourges, Frankreich.) Formal gliedert sich das Stück in drei Teile. Nicht nur deren Tempi, schnell-langsam-schnell, sondern auch ihre Gestik erinnert an die klassische Sonatenform, ohne indessen weiteren Bezug zu ihr zu nehmen.
Im Schlußteil kämpft die Flöte mit einer von ihr selbst in Bewegung gesetzten
(Band)Schleife, so wie der Zauberlehrling in Goethes Ballade mit dem
entfesselten Besen, aber, in Entsprechung: "la flûte fait le jeu".


Georg Katzer, (*1935) seit 1963 freischaffender Komponist in und bei Berlin.
Mitglied der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg. Neben seiner
kompositorischen Arbeit beschäftigt sich K. auch mit Multimedia-Projekten und Improvisation.


Sebatian Stier - "Windflüchter II" (1998) für Altflöte Solo


Dieses Stück habe ich im Mai 1998 für Kirsten Reese komponiert. Die Komposition Windflüchter I für Trompete Solo entstand unmittelbar davor für Bill Forman.
Windflüchter nennt man Bäume, welche hinter den Dünen am Meer wachsen und durch ständig gegen die Küste stürmenden Wind in ihrem Wachstum stark behindert werden. Oft entstehen durch diese Behinderungen bizarre Verformungen und Verwachsungen des Baumes.Wer in meinem Stück neben kontinuierlichen auch sprunghafte Entwicklungen sowie unvermutet schroffe Kontraste hört, mag hier eine Beziehung zum Titel sehen. (S.S.)


- 1970 in Köthen / Anhalt geboren
- Ausbildung in der Kinderkomponistenklasse Halle / Saale
- 1991-97 Kompositionsstudium an der HfM Hanns Eisler bei Prof. Paul Heinz Dittrich
- 1993, 1995, 1996 "Hanns - Eisler - Preis" für Komposition der HfM "Hanns Eisler", Berlin
- 1997 Busoni - Förderpreis der Akademie der Künste Berlin- Brandenburg
- Aufträge des Studios für Neue Musik Berlin, der Musikakademie Rheinsberg, des Dresdner Zentrums für zeitgenössische Musik, des MDR, des WDR und des Berliner Senats
- Seit 1998/99 Zusatzstudium bei Prof. Hanspeter Kyburz in Berlin

 

Stephan Froleyks
"My Personal Flute Orchestra" * (2001) Flöten, Mikrofon und Aufnahmegeräte

In den letzten Jahren habe ich einige Kammermusikwerke geschrieben, die sich
-nicht immer ganz unironisch- mit biographischen Aspekten von Musik
beschäftigen. "Fagott-dein interaktives Lernprogramm" für einen jungen
befreundeten Fagottisten, "Uraufführung" für eine Gruppe von ehrwürdigen
Freaks, "Zug und Druck - eine Akkordeonschule mit Bläsern" für ein Ensemble aus
der Nachbarschaft.
"My personal flute orchestra" nun entstand in den ersten Monaten des Jahres 2001
auf Anregung der Flötistin Carine Levine im Auftrag der Stiftung Kunst und
Kultur des Landes Nordrhein-Westfalen. In diesem Stück erleben Sie den mehr oder
weniger verzweifelten Versuch einer "Kammermusik mit sich selbst".S.F.

Stephan Froleyks (1962)
Komponist, Schlagzeuger,
internationale Konzerttätigkeit, zahlreiche Radio- und CD-Produktionen,
Hörstücke, Schauspielmusiken und andere multimediale Arbeiten,
Kompositionsaufträge von WDR, Radio Bremen, SWR (Musiktage Donaueschingen),
hgnm, EXVOCO u.a.
Konstruktion neuartiger Instrumente
Kunstpreise und Stipendien: Folkwang-Preis, Kunstförderpreis NRW,
DAAD-Stipendium, Akademie Schloß Solitude...
Stephan Froleyks ist Professor an der Musikhochschule in Münster, die SZ
bescheinigt seinen Werken 'Virtuosität, Spiellust und intelligente Formgebung'.


Helmut Zapf - "Albedo" (2000) * für Flöten und Tonband

Die Albedo (weiße Farbe) als das Maß für das Rückstrahlungsvermögen von diffus reflektierenden Oberflächen und Körpern verstehe ich auch als einen musikalischen Wert, vorallem im Bezug auf das Sich - Wandeln und Mutieren der beteilgten Kräfte und Energien. In meinen Kompositionen allgemein, aber auch in denen für ein elektroakustisches Zuspiel plus einem Soloinstrument, spielt dieser Reflexionsvorgang eine nicht unwesentliche Rolle. Dieser Prozeß läßt zwischen dem Interpreten und dem feststehenden klanglichen Material des Zuspielbandes, welches auf den Interpreten wie auf einen diffus reflektierenden Körper einströmt, ein Feedback zwischen den verschieden Ebenen, der Notation, der spieltechnisch - klanglichen Möglichkeit des Instrumentalisten und der zeitlich - klanglichen Vorgabe des Tapes entstehen. Dadurch wird bei und während jeder Aufführung das klangliche Gesamtbild der Kompostion von diesem Vorgang abhängig sein, eine veränderte Gestalt annehmen und auch das fixierte Zuspiel einem Wandel in seiner klanglichen Auswirkung unterwerfen.

Geboren 1956 in Rauschengesees (Thüringen), Studium der Kirchenmusik und Meisterschüler von Georg Katzer in Komposition an der Akademie der Künste der DDR, lebt seit 1987 in Zepernick als freischaffender Komponist.

 

Michael Hirsch - "Monolog" * (2001) für Piccolo Solo


"Monolog" war für mich gewissermaßen eine kompositorische Etüde, um meine Vorbehalte gegen unbegleitete Solostücke für einstimmige Instrumente zu überwinden. Ich suchte die damit verbundenen Beschränkungen zu radikalisieren, indem ich ausschließlich die tiefste Oktave der Piccoloflöte benutzte. Innerhalb dieser Beschränkungen suchte ichnach einer größtmöglichen Vielfalt. Die tiefste Oktave der Piccoloflöte spaltet sich in zwei unterschiedliche Klangregister, was kompositorisch auszunutzen war. Außerdem soll die Expressivität des Stücks durch eine Reihe
von quasi psychologisierenden Ausdrucksanweisungen erhöht werden. Der rezitativische "Erzählfluß" der Komposition bekommt dadurch etwas von einem inneren Monolog. Dieses Flötenstück habe ich inzwischen durch die Projektion des im Ambitus so stark beschränkten Verlaufs auf den gesamten Klangraum der 88 Tasten des Klaviers auch zu einem "Monolog für Klavier" weiterverarbeitet.
Schließlich wucherte das Material des Stücks noch weiter in das großangelegte Kammerkonzert "Chronik in Augenblicken", das vom Ensemble Aventure uraufgeführt wurde.

Michael Hirsch. Geboren 1958 in München. Lebt seit 1981 in Berlin.
Seit 1976 kontinuierliche kompositorische Arbeit, die gelegentlich von Theaterarbeit unterbrochen wird. Als Mitglied verschiedener Ensembles für Neue Musik zahlreiche Konzerte und Rundfunkaufnahmen. Zusammenarbeit mit Dieter Schnebel, Josef Anton Riedl, Helmut Lachenmann u.a. Kompositionsstipendium der Stadt München. Tätigkeit als Schauspieler. Mitglied des "Freyer-Ensembles³. Regie-Assistent von Achim Freyer am Burgtheater in Wien. Regietätigkeit.
Die kompositorische Arbeit umfaßt neben Instrumentalmusik, Musiktheater und Oper verschiedene grenzüberschreitende Mischformen mit Elementen von Sprachkomposition und Hörspiel .


Brian Ferneyhough - "Carceri d´Invenzione IIc" * (1984/88) für Flöte und Tonband

Das Stück ist eine Bearbeitung für Flöte und Zuspiel, die Ferneyhough von seinem Stück für Flöte und Orchester machte. Das Zuspiel besteht aus 4 überlagerten Flötenteilen, deren Struktur nichts mit dem ursprünglichen Werk gemeinsam hat. Insofern handelt es sich hier um eine unabhängige Komposition.

Geboren 1943 in Coventry (England), studierte Komposition u.a. bei Klaus Huber in Freiburg/Breisgau.
!973 Lehrtätigkeit in Freiburg. Seit 1987 lehrt er an der University of California in San Diego.


( * Werke Carin Levine gewidmet )