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Mixtur I

Freitag, 4. Oktober 2002, 21 Uhr

Ausführende:

Josefine Horn – Orgel, Susanne Zapf – Violine, Andre Bartetzki - Klangregie.

Bert Wrede (Musik) und Veit-Lup (Video) - Rand-Spiele 7'50'' 1997 gekürzt auf 3'.

Im Takt der Turmuhr wirbeln drei Ansichten des Kirchturms von Zepernick durcheinander. Tic Tac After Effects. Die Glocken läuten zum Bildergottesdienst, bimmeln sich frei im Firmament: mal reduziert, kläglich piepsend bis martialisch dröhnend. (Veit-Lup)

Mario Verandi - Plastic Water

Das Klangmaterial dieses Stückes besteht aus Aufnahmen verschiedener Improvisationen, die ich selbst auf einer Plastikflasche gespielt habe, sowie aus einem breiten Spektrum verschiedener Wassergeräusche. Die Plastikflasche wurde zusammengedrückt und zerquetscht, so dass unterschiedliche rhythmische Sequenzen entstanden. Die ursprünglichen Geräusche wurden editiert, bearbeitet und anschließend am Computer montiert. Zusätzliches abstraktes Material wurde insbesondere durch spektrale Manipulationen und Techniken der Zeitexpansion und -kompression erzeugt. Klangfarbe und Rhythmus stellen bei Plastic Water die wichtigsten strukturbildenden Parameter dar. Ein wichtiger Aspekt ist die Erkundung von Bewegung, Positionierung und Artikulation der Klänge im Raum, was unter Anwendung von Sigma 1 (APB Tools Berlin) am Elektronische Studio der Technischen Universität Berlin mit technischer Assistenz von Folkmar Hein realisiert wurde. Bei dieser Aufnahme handelt es sich um eine Stereo-Version der ursprünglichen Acht-Kanal-Produktion.

Mario Verandi ist Komponist und Klangkünstler. Er wurde 1960 in Buenos Aires geboren und studierte Musik in Argentinien. Dort spielte er auch in Bands mit unterschiedlichen Stilrichtungen wie Rockmusik, Jazz, Tango und Experimentalmusik. Seine Studien setzte er in den Phonos Studios in Barcelona fort, wo er mit elektronischen Elementen arbeitete. 1992 zog er nach London und erhielt 2000 seinen Doktortitel im Fach Komposition an der University of Birmingham (GB). In Birmingham war er auch ein Mitglied der Gruppe BEAST (Birmingham Electro-Acoustic Sound Theater). Mario Verandis Ouvre umfaßt elektroakustische Musik sowie Instrumentalwerke (für Solisten und Ensembles). Außerdem hat er Künstinstallationen und Musik für Tanz, Kurzfilme und Theater sowie Radiohörspiele geschaffen. Er war composer-in-residence in den Studios von La Muse en Circuit in Paris bei Luc Ferrari und am Césaré studio de création musicale in Reims. 2000 kam er als Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD nach Berlin. Die Arbeit Mario Verandis erhielt eine Reihe von Preisen und Auszeichnungen, wie z.B. den Bourges International Electroacoustic Music Award in Frankreich, den Musica Nova Awards in Prag, den CIEJ Musics Electronics Awards in Barcelona, den Prix Ars Electronica in Linz und den Stockholm Electronic Art Awards. Seine Werke wurden auf internationalen Festivals, z.B. dem Inventionen 2000 Festival in Berlin, den ismc World Music Days '98 in Manchester, dem Festival Musica '97 in Strasbourg, dem Festival The State of the Nation '97 in London und beim Stockholm Electronic Music Festival '96 aufgeführt. Der New Yorker Label EMF (Electronic Music Foundation) hat Mario Verandis Musik auf einer Solo-CD Distant Shores (2001) veröffentlicht.

Petros Ovsepyan - Of white für Violine solo

Petros Ovsepyan - ein armenischer Komponist zur Zeit wohnhaft in Berlin. Er arbeitet vor allem mit der Interaktion von Sound und Silence, Spannung und Entspannung, erzeugt durch den Körper - von Instrument und Performer. Er hat zahlreiche Preise gewonnen u.a. den BMI und ASCAP, war 1995 Fulbright Fellowship im Sweelinck Conservatory in Amsterdam bei Theo Loevendie. Als artist-in-residence war er u.a. mehrere Male in Royaumont, in Darmstadt ("Internationaler Ferienkurs für Musik"), Musica Nova (Bulgarien), Norfolk Chamber Music Festival und im Herbst 2002 in Bellagio (Italien). Seine Ausbildung (Bachelor's, Masters und Doctor) machte Petros Ovsepyan in der Manhattan School of Music und in der Indiana University. Lehrer waren u.a. Brian Ferneyhough, Klaus Huber, Harvey Sollberger und Giampaolo Bracali.

Heinz-Josef Florian - Exkurs für Orgel und 2-Kanal-Tonband

"Exkurs" ist das Ergebnis der Idee, mit (post-)modernen Sprachmitteln ein Choralvorspiel zu Martin Luthers Choral zu konzipieren: "Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort/ Und steure deiner Feinde Mord,/ die Jesum Christum, deinen Sohn, / wollen stürzen von deinem Thron." Der vierzeilige Choral (erweitert um ein Zwischenspiel nach der dritten Zeile) bestimmt zwar die Gliederung des Stückes und bildet das Grundgerippe der Orgelstimme, tritt jedoch bald in den Hintergrund. Die Kombination des Orgelspiels mit den "hineingewobenen" elektroakustischen Klängen ermöglicht es, den sakralen Kirchenraum in einer neuen Perspektive zu erfahren.

Heinz-Josef Florian ( geb.1955) ist promovierter Mathematiker und arbeitet in der Industrie als Software-Ingenieur. Private Studien in Gitarre und Komposition. Vorträge und Seminare am ICEM Studio der Folkwang-Musikhochschule in Essen mit den Themen Wahrscheinlichkeitstheorie, Chaos und Fraktale in der Musik. Florian benutzt seit 1986 seine eigene Computersprache FIS zur algorithmischen Komposition. Seit 1996 erarbeitet er gemeinsame Projekte (u.a. Musik zu Stummfilm und Theater) mit dem Gitarristen Michael Weigelt-Liesenfeld. Sein Stück "Hannah's Tapesession IIa" wurde für die International Computer Music Conference 1996 in Hong Kong ausgewählt. Außerdem fanden zahlreiche Aufführungen auf internationalen Festivals und im Rundfunk statt. Heinz-Josef Florian ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Elektroakustische Musik.

Kotoka Suzuki - Sift (2001) für Tonband und Violine

Dieses Stück behandelt die Beziehung zwischen zwei Klangelementen: Rauschen und Tonhöhe. Jedes der beiden Elemente wird zunächst in einer separaten Stimme isoliert. Rauschen wird dem Tonband zugeordnet, Tonhöhe der Violine. Im Verlauf des Stückes werden diese Elemente zwischen Tonband und Violine ausgetauscht und ineinander transformiert. Alle computergenerierten Klänge sind aus den Violinpassagen des Stückes abgeleitet. Im Gegenzug imitiert die Violine oft das computergenerierte Material des Tonbandes. Für die Tonbandstimme wurden Violinklänge aufgenommen und mit Klangsynthese- und Nachbearbeitungsprogrammen wie Common Lisp Music, Snd und Pro Tools weiterverarbeitet.
Kotoka Suzuki studierte Komposition an der Indiana University und an der Stanford University bei Jonathan Harvey (1999 Doktorat). Sie war Artist-in-Resident bei zahlreichen internationalen Festivals und Kompositionskursen, u.a. dem IRCAM Sommer-Workshop (Frankreich, 2001), der Internationalen Computermusik-Konferenz (ICMC, Deutschland 2000, Kuba 2001), Voix Nouvelles Royaumont (Frankreich, 1997), June in Buffalo (1997), den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik(Deutschland, 1999/2000). Zahlreiche ihrer Werke wurden an wichtigen Spielstätten überall auf der Welt aufgeführt, u.a. vom Arditti Streichquartett, Continuum (Kanada), Ensemble Moderne (Kanada), Earplay (Kalifornien) und dem Ives Quartett. Unter ihren zahlreichen Auszeichnungen und Preisen sind das DAAD Berlin Artist-in-Resident Stipendium (2001-2002), der Finalisten-Preis des Rusolo Pratela Wettbewerbs für Elektroakustische Musik, der Robert Flemming Preis des Canada Council for the Arts (2001), der Gerald Oshita Preis des Djerassi Resident Artists Programms (Kalifornien, 1999) und der 1.Preis des Stanford Kompositionswettbewerbs für Streichquartett (1997). Suzuki komponiert für akustische Musikinstrumente, Elektroakustik, Tanz und Film. Zur Zeit befaßt sie sich hauptsächlich mit Multimedia-Arbeiten wie Tonbandstücken und Video-Installationen.

Ernstalbrecht Stiebler - TORSI drei Stücke für Orgel

Ein Torso ist eine zumeist rumpfartige, unvollendete oder beschädigte Form, die aber im Gegensatz zum Fragment in ihrem Formcharakter erkennbar ist. Daher haben die drei Stücke Torso, Organa minima und Cantus durchaus den Umriss einer Form, der gleichsam „in nuce“ abgebildet wird, die sich aber nicht in extenso in der Zeit entfaltet, sondern als komponierte, artifizielle Verkleinerung, man könnte auch sagen Minimalisierung der Gebilde darstellt. Organa minima, bereits im letzten Jahr in Zepernik uraufgeführt, war Ausgangspunkt dieses Konzeptes, nämlich einen Torso durch zwei weitere Torsi in eine Ballance zubringen, man könnte auch sagen, zu legitimieren.

Ernstalbrecht Stiebler Geboren 1934 in Berlin. Studium an der Hamburger Musikhochschule (Komposition, Tonsatz, Klavier.) Wichtige kompositorische Anregungen bei den Darmstädter Ferienkursen ab 1958 (Kompositionskurs bei Karlheinz Stockhausen 1959.) Bachpreisstipendium der Hansestadt Hamburg 1966. 1969-1995 Musikredakteur beim Hessischen Rundfunk. (Sendungen, "Studio für Neue Musik", Konzertveranstaltungen und Weekends.) In den 70er Jahren mehrfache Zusammenarbeit mit Dieter Schnebel (Aufführungen der Choralvorspiele und Maulwerke.) Ab 1989 Gründung und Leitung der Konzertreihe "Forum Neue Musik" beim Hessischen Rundfunk. 1991 Teilnahme und Preis beim Kompositionsseminar "Stille Musik" im Künstlerhaus Boswil. Aufführungen in Darmstadt, Bremen, München, Köln, Hamburg, Berlin, Brüssel, Paris, New York.

Lament - Lothar Voigtländer (Musik) und Veit-Lup (Video)

„Lament“ ist ein Teil von Lothar Voigtländers - 'missa elektroacustica ', die am 31. 8. 2002 in der Akademie der Künste im Rahmen der Langen Nacht der Elektronischen Klänge aufgeführt wurde. "Die Klangfarbe ist dunkel eingetrübt und erinnert an alte Orchesteraufnahmen. Es ist nichts als eine grosse Traurigkeit, die auch ein Satz- eben eine 'lamentatio'- aus einer elektronischen Messe darstellen könnte..." (L.Voigtländer)

Der Titel für den separaten Videoteil ist von Elias Canetti entlehnt. M a s s e und M a c h t musik: Lothar Voigtländer / video: Veit-Lup Dokumentarsequenzen der ungeheuren Flucht- und Zwangsmassen, die das 20 Jh. als Spielball der Masse- und Machtverschiebungen durchzogen, wurden mit Bildmaterial der Lust- und Spaßmassen des ausgehenden Jh. verschnitten und videomalerisch abstrahiert. (Veit-Lup)

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